Geschichte Museum Heiden

Kuren und Kurieren in Heiden

Neue Dauer­aus­stellung

Heiden war einmal ein Kurort von europäi­scher Bedeutung. Von 1850 bis zum Ersten Weltkrieg fand sich die europäische Haute­volée zur Sommer­frische und zur medizi­ni­schen Kur in Heiden ein. Bekannte Ärzte, bekannte Gäste und eine innovative Hotel­lerie und Kurge­sell­schaft bildeten die Grund­lagen einer mondänen Blütezeit.

Die neue Dauer­aus­stellung veran­schau­licht diese Erfolgs­ge­schichte in verschie­denen Kapiteln und bettet sie in die histo­ri­schen Kontexte ein.

Die Ausstellung beginnt mit dem Dorfbrand von 1838, der das Zentrum von Heiden vollständig zerstörte. Der Wieder­aufbau führte innert wenigen Jahren zu einem vollständig neuen Erschei­nungsbild des Dorfs. Dieses erstrahlte nun in einer «spätklas­si­zis­ti­schen» und damals hochmo­dernen Dorfstruktur mit neuer Stras­sen­führung und gesamt­heit­lichem Konzept. Das «Neue Heiden» war eine Voraus­setzung für den kurz danach folgenden Aufschwung zum europäi­schen, mondänen Kurort.

Es war die Zeit, als die «Sommer­frische» für begüterte Kreise zum Status­symbol wurde – die Anfänge des Kurtou­rismus. Heiden profi­tierte von der Entwicklung rund um den Bodensee, wo überall Kuran­lagen entstanden waren. Mit dem Bau der Rorschach-Heiden-Bergbahn gelang es Heiden, dieses touris­tische «Substrat» vom Bodensee nach Heiden zu entführen.

Der «Klima- und Molken­kurort» Heiden hatte aber noch weitere Vorzüge aufzu­weisen. Die Kurge­sell­schaft machte den Aufenthalt in verschie­dener Hinsicht attraktiv. Kursaal (gebaut von Horace Edouard Davinet), Kurpark, Kuror­chester, Seeallee…, und eine innovative Hotel­lerie lockten betuchte Gäste nach Heiden. Dazu kam ein hervor­ra­gendes ärztliches Angebot. Von der «Kräuter-Molkenkur» des einhei­mi­schen Kurarztes Johannes Küng über das damals fortschritt­liche schul­me­di­zi­nische Angebot von Hermann Altherr (Bezirks­spital) führte der Weg zu «impor­tierten» medizi­ni­schen Stars wie Albrecht von Graefe (Augenarzt aus Berlin, Pionier der Operation gegen den Grauen Star) oder Heinrich Frenkel (Nervenarzt, Pionier einer Übungs­the­rapie gegen Ataxie, einer Spätfolge von Syphilis).
Es war das Gesamt­paket, das Heiden so erfolg­reich machte.

Leider war die Herrlichkeit mit dem Ersten Weltkrieg vorbei. Von einem Tag auf den anderen (1. August 1914) reisten die noblen auslän­di­schen Gäste ab, die den Höhenflug ermög­licht hatten. Und sie kamen nicht wieder. Nach dem Ersten Weltkrieg war die Welt eine andere…

Seither sucht Heiden den Anschluss an seine glorreiche Vergan­genheit als Kurstation. Es gab zwar einige Highlights – besonders das 1932 einge­weihte «Schwimm- und Sonnenbad» von Beda Hefti, der moderne neue Kursaal von Otto Glaus (1957) oder das Kurhotel an der Seeallee (1972) – aber das Standing von Heiden als inter­na­tio­naler Kurort hat sich erheblich relati­viert.

Die neue Dauer­aus­stellung fasst diese Entwick­lungen zusammen.

Einblicke